folds, 2011, Robert Seidel

Penetrating Surfaces
Geistererscheinungen im digitalen Raum

24. und 25. Mai 2014

 

Die Verfahren und Metaphern der digitalen Bildverarbeitung wurden in den 1950er Jahren vom Militär entwickelt. Im Lauf eines halben Jahrhunderts sind sie mit fast allen menschlichen Schaffensprozessen verwachsen: Computer, Digitalkameras, Smartphones sind nicht mehr von der Gesellschaft und der Idee ihrer andauernden Optimierung zu trennen. Im Gegensatz zu traditionellen Künsten und Kulturtechniken, die den Einfluss des jeweiligen Werkzeugs auf das Resultat analysieren, werden in der digitalen Bildproduktion die ästhetischen Möglichkeiten und „Materialien“ jedoch selten künstlerisch reflektiert.

 
Die aus zwei Programmen und einer Masterclass bestehende Schau „Penetrating Surfaces“ sucht den „Geist in der Maschine“. Im kommerziellen Rahmen verrichtet dieser meist stumm seine Arbeit, auftretende Fehler sind systembedingt unerwünscht. Die hier versammelten internationalen Künstlerinnen und Künstler nehmen ihr Werkzeug, das algorithmische Mysterium der „Black Box“, frontal in den Blick und fordern es im ästhetischen Sinne.

 
Beispiele für solche Arbeitsweisen finden sich etwa in der virtuellen Zerlegung des realen Künstlerateliers von Takeshi Murata und Billy Grant (USA) oder in den fiebrigen Enzyklopädien Yves Netzhammers (Schweiz), die mit chirurgischer Präzision universelle Gesellschaftsbeobachtung betreiben. Saskia Olde Wolbers (Niederlande) wiederum arbeitet mit vermeintlich sterilen, der Computergrafik verwandten Räumen, die aber auf analogem Wege entstehen und fiktional aufgeladen werden.
Im Dialog mit kunstgeschichtlichen Positionen und Strömungen entstehen so neue Bildwelten, changierend zwischen unerwartetem Artefakt und artifizieller Schönheit. Die Oberfläche dessen, was kommerzielle Software anstrebt – in Echtzeit berechneter Fotorealismus –, wird durchstoßen. Und die Realität schimmert durch die Schichten ihrer mathematischen Zerlegung.

 
Eine gemeinsame Veranstaltung des Filmmuseums und des Festivals VIS Vienna Independent Shorts. Die Schau wurde von Robert Seidel kuratiert; im Rahmen der Masterclass wird Seidel gemeinsam mit Tina Frank grundlegende Elemente dieses „Durchstoßens von Oberflächen“ auch anhand seiner eigenen Arbeiten erläutern. Wir danken herzlich allen Künstlerinnen und Künstlern. 

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