
Filmdokumente zur Zeitgeschichte:
Unsere Royals
13. Februar 2008
Die Reihe Filmdokumente zur Zeitgeschichte fokussiert im Jahr 2008 einmal monatlich auf rare Archivmaterialien zur Geschichte des 20. Jahrhunderts. Gemeinsam mit Gästen
aus verschiedensten Disziplinen werden filmische Überlieferungen von zentralen Ereignissen und Entwicklungen im historischen,
produktionsgeschichtlichen und filmästhetischen Kontext analysiert. Im Zentrum des Programms steht das Spannungsverhältnis
von Film und Geschichte – Film als Zeugnis historischer vergangener Begebenheiten und zugleich als ästhetische Stellungnahme
zur Welt.
Ab den späten 1900er Jahren stellten Operateure ausländischer und heimischer Filmfirmen bewegte Bilder vom k.u.k.-Hofstaat
her – Berichte über die europäischen Regenten und Adelshäuser zählten zu den quantitativ dominierenden Themen der frühen
Aktualitäten und Wochenschauen.
Die überlieferte Bildberichterstattung der kaiserlichen Familie erschließt auf spezifische Weise das Verhältnis von Politik,
Ökonomie und Unterhaltungsindustrie im Vielvölkerstaat: Wie inszeniert die (junge) Filmindustrie die Ikone "Haus Habsburg",
welche Repräsentationsstrategie verfolgt der Hof, indem er die Herstellung neuer, populärer Bilder durch europäische und österreichische
Produzenten sanktioniert bzw. befördert? Welche Sichtbarkeit des Hofs stellen diese Bilder her und wie verhalten sie sich
zum imperialen Patriotismus als einer ideologischen Antwort auf die Nationalitätenkonflikte?
Die Veranstaltung stellt Filmdokumente aus den Jahren 1900-1918 anderen Bild- und Text-Artefakten gegenüber (Postkarten, Karikaturen,
literarische Texte u.a.), um das Oszillieren der Überlieferungen zwischen Dokument und Imagination sichtbar zu machen. In
der Diskussion werden – als historischer Epilog – Fernsehbilder von den 1980er Jahren bis heute gezeigt, die vom
hartnäckigen Fortbestehen einer spezifischen Imagination "unserer Royals" zeugen. (Michael Loebenstein, Siegfried Mattl)
Filmdokumente zur Zeitgeschichte ist eine Veranstaltung des Filmmuseums und des Ludwig Boltzmann Instituts für Geschichte und Gesellschaft, Wien, in Kooperation
mit der Universität Wien und wird aus Mitteln des Zukunftsfonds der Republik Österreich gefördert.