Flickorna (Die Mädchen), 1968, Mai Zetterling
Mai Zetterling am Set von "Nattlek" (Foto: David Hughes AB Svensk Filmindustri)
Iris och löjtnantshjärta (Iris), 1946, Alf Sjöberg Foto: Svenska Filminstitutet
Amorosa, 1986, Mai Zetterling Foto: Svenska Filminstitutet
Månen är en grön ost (The Moon Is a Green Cheese), 1977, Mai Zetterling Foto: Svenska Filminstitutet
Doktor Glas, 1968, Mai Zetterling Foto: Svenska Filminstitutet
Musik i mörker (Musik im Dunklen), 1948, Ingmar Bergman Foto: Svenska Filminstitutet
Hets (Raserei), 1944, Alf Sjöberg Foto: Svenska Filminstitutet
Nattlek (Nachtspiele), 1966, Mai Zetterling
The War Game, 1963, Mai Zetterling Foto: Svenska Filminstitute

Mai Zetterling
Filmemacherin und Schauspielerin

28. November 2025 bis 5. Jänner 2026

Mai Zetterling (1925–1994) war eine Pionierin des Kinos. Sie hatte keine Bedenken, ihre Projekte auf unkonventionelle Weise zu finanzieren und ihre Filme lösten oft Debatten über vielfältige Themen aus, von Geschlechterrollen und Sexualität bis hin zur Robbenjagd. Schon in ihrem Regiedebüt Älskande par (Liebende Paare, 1964) zeigte sich Zetterling als eigenwillige Erzählerin, die mehr mit Filmemachern wie Luis Buñuel und Ingmar Bergman gemeinsam hatte als mit dem politischen Realismus der 1960er Jahre.
 
Mai Zetterling führte zu einer Zeit Regie, als es nur wenige Frauen in diesem Beruf gab, und kämpfte für ihr Recht auf eigene Entscheidungen. In ihrer Autobiografie All Those Tomorrows (1984) schrieb sie: "Ich habe das Gefühl, dass ich von so ziemlich jeder Norm weit entfernt bin". In kreativer Personalunion inszenierte sie oft eigene Drehbücher und produzierte selbst. Nur widerwillig und ohne ausgeprägte feministische Agenda wurde sie zum Vorbild für spätere Generationen von Filmemacherinnen.
 
Schon als Schauspielstudentin spielte Zetterling 1942 erste Rollen am Königlichen Dramatischen Theater, wo sie bis 1947 Ensemblemitglied blieb. In dieser Zeit gelang ihr der große Durchbruch im Kino mit Alf Sjöbergs Hets (Raserei, 1944) nach einem Drehbuch von Ingmar Bergman. Mit Driver dagg faller regn (Das Mädchen vom Germundshof, 1946) von Gustaf Edgren folgte einer der größten schwedischen Kassenerfolge der Nachkriegszeit, 1947 erhielt sie einen Spezialpreis bei den Filmfestspielen von Venedig, wo Sjöbergs Hets und Iris och löjtnantshjärta (Iris, 1946) liefen.
 
Mit Frieda (1947) begann Zetterling eine internationale Karriere in Großbritannien, wo sie in über 20 Filmproduktionen mitwirkte. Ein Aufenthalt in Hollywood, wo sie u.a. mit Danny Kaye und Richard Widmark spielte, währte nicht lange, da sie fand, der Hollywood-Lebensstil passe nicht zu ihr.
 
Nach ihrer Rückkehr nach Großbritannien widmete sich Zetterling wieder dem Theater und realisierte erste Kurzfilme nach eigenen Drehbüchern gemeinsam mit ihrem damaligen Ehemann David Hughes. Ihr letzter Kurzfilm The War Game (1963), bei dem der später berühmt gewordene Chris Menges die Kamera führte, wurde bei den Filmfestspielen von Venedig ausgezeichnet.
 
Zetterlings erster Spielfilm Liebende Paare basiert auf einem Romanzyklus von Agnes von Krusenstjerna. Mit seiner sexuellen Offenheit sorgte der Film in Cannes für Kontroversen, erhielt jedoch überwiegend positive Rezensionen. Der britische Kritiker Kenneth Tynan beschrieb den Film als "eines der ambitioniertesten Debüts seit Citizen Kane". Ihr nächster Film Nattlek (Nachtspiele, 1966) war eine Art Albtraumversion der Motive und Bilder, die sie bei Agnes von Krusenstjerna entlehnt hatte. Die Darstellung inzestuöser Liebe stieß erneut auf Widerstand, diesmal bei den Filmfestspielen von Venedig, wo die Pressevorführung von einem Polizeikordon geschützt werden musste, und in San Francisco, wo Shirley Temple als Zeichen ihres Protests aus dem Festivalvorstand austrat. Zetterling schrieb über Nachtspiele: "Ich habe versucht, eine Geschichte über das heutige Europa zu erzählen. Auf ehrliche Weise, weswegen der Film die Zeichen der Dekadenz zeigt. Perverse Sexualität ist eines davon, vielleicht das offensichtlichste. Ich glaube, eine positive Sicht auf die Welt lässt sich nur erreichen, indem man sich an den negativen Interpretationen abarbeitet."
 
Mit Flickorna (Die Mädchen, 1968) inszenierte Zetterling eine spielerische Auseinandersetzung mit Vorurteilen, Politik und Geschlechterrollen, erzählt aus der Perspektive von drei Schauspielerinnen, die mit Aristophanes' Lysistrata auf Tournee sind. Beim Kinostart wurde Die Mädchen fast durchwegs abgelehnt – hauptsächlich von der männlich dominierten Filmkritik. Eine bemerkenswerte Ausnahme war Simone de Beauvoir, die in Le Monde äußerst positiv schrieb: "Ironisch und komisch, bewegt uns dieser Film durch die Schönheit seiner Landschaften, seine Poesie und vor allem seine subtile Zärtlichkeit."
 
Simone de Beauvoir schlug Zetterling sogar vor, ihr Buch Das andere Geschlecht zu verfilmen. Eine siebenstündige, international koproduzierte Fernsehserie sollte die vergangene und gegenwärtige Situation von Frauen rund um die Welt darstellen. Es war eines von vielen Projekten Zetterlings, die nie umgesetzt wurden. Das Zetterling-Archiv im Schwedischen Filminstitut enthält Drehbücher und Entwürfe für mehr als 20 unrealisierte Filme, darunter Casanova Ladies über Mata Hari, Lola Montez und Königin Kristina, oder Lilith nach einer Kurzgeschichte von Anaïs Nin, die Zetterling von der Autorin geschickt wurde.
 
1975, im von der UNO-Generalversammlung ausgerufenen internationalen Jahr der Frau, entstand im Rahmen einer UNESCO-Tagung, die die internationale Zusammenarbeit von Filmemacherinnen fördern sollte, die Vereinigung Film Women International. Mai Zetterling war eine der Gründerinnen, weitere Mitstreiterinnen waren Susan Sontag, Agnès Varda, Chantal Akerman, VALIE EXPORT und Márta Mészáros. Das Jahr der Frau bot Zetterling auch die Gelegenheit, den Kurzfilm Vi har många namn (We Have Many Names, 1976) zu drehen, der bei den Filmfestspielen von Cannes Premiere feierte.
 
Nach der britischen Regiearbeit Scrubbers (1983) kehrte Zetterling 1986 mit ihrem großartigen Werk Amorosa nach Schweden zurück. Amorosa erzählt von Agnes von Krusenstjerna und ihrer unglücklichen Ehe mit David Sprengel und bestätigte Zetterlings Stellung als eine der kreativsten Regisseur*innen des schwedischen Kinos. (Kajsa Hedström)

Einführungen von Christoph Huber, Elisabeth Streit und Tom Waibel bei ausgewählten Terminen. 

Mit freundlicher Unterstützung durch die Schwedische Botschaft Wien

A Prize of Gold

(1955, 100 min)

Amorosa

(1986, 117 min)

Doktor Glas

(1968, 83 min)

Flickorna (Die Mädchen)

(1968, 100 min)

Frieda

(1947, 98 min)

Hets (Raserei)

(1944, 101 min)

Hidden Agenda

(1990, 108 min)

Nattlek (Nachtspiele)

(1966, 105 min)

Of Seals and Men

(1981, 29 min)

Scrubbers

(1982, 93 min)

The Lost People

(1949, 89 min)

The War Game

(1963, 15 min)

The Witches

(1990, 91 min)
Innerhalb der Schau sind die Filme in der Reihenfolge ihrer Programmierung angeordnet.
Filmdauer: 129 min
Fr, 28.11.2025 18:00
Einführung Elisabeth Streit / Freier Eintritt für Fördernde Mitglieder
Mi, 17.12.2025 20:30
Filmdauer: 91 min
Fr, 28.11.2025 20:30
Freier Eintritt für Fördernde Mitglieder
Sa, 03.01.2026 16:00
Filmdauer: 120 min
Sa, 29.11.2025 18:00
Do, 18.12.2025 20:30
Filmdauer: 101 min
Sa, 29.11.2025 20:30
Fr, 19.12.2025 18:00
Filmdauer: 100 min
So, 30.11.2025 18:00
Einführung Tom Waibel
Fr, 19.12.2025 20:30
Filmdauer: 87 min
So, 30.11.2025 20:30
Fr, 02.01.2026 18:00
Filmdauer: 83 min
Mo, 01.12.2025 18:00
So, 21.12.2025 20:30
Filmdauer: 103 min
Mo, 01.12.2025 20:30
Einführung Elisabeth Streit
Filmdauer: 100 min
Mi, 03.12.2025 20:30
Filmdauer: 89 min
Fr, 05.12.2025 18:00
Mo, 05.01.2026 20:30
Filmdauer: 93 min
Fr, 05.12.2025 20:30
Fr, 02.01.2026 20:30
Filmdauer: 98 min
Sa, 06.12.2025 18:00
Do, 18.12.2025 18:00
Einführung Christoph Huber
Filmdauer: 108 min
Sa, 06.12.2025 20:30
So, 04.01.2026 18:00
Filmdauer: 87 min
Sa, 13.12.2025 18:00
Einführung Elisabeth Streit