Mo, 25. Mai 2020

Gertie Fröhlich, 1930 – 2020

Das Österreichische Filmmuseum trauert um Gertie Fröhlich, die am 17. Mai 2020 verstarb. Während es in der öffentlichen Wahrnehmung all zu oft die "großen Männer" sind, die Kunstgeschichte schreiben, so sind es oft Frauen wie Gertie Fröhlich, die ohne jede Eitelkeit Pionierarbeit leisten.

Geboren in der Slowakei übersiedelte ihre Familie 1944 nach Österreich. Nach der Kunstgewerbeschule in Graz und dem Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Prof. Albert Paris Gütersloh stand Gertie Fröhlich im Zentrum der Aktivitäten der Wiener Avantgarde der 1950er und 1960er Jahre. Sie war Initiatorin und eine treibende Kraft der Galerie nächst St. Stephan, und ihre Wiener Wohnung ein Treffpunkt für Künstlerinnen und Künstler wie Wolfgang Hollegha, Markus Prachensky, Arnulf Rainer oder Peter Kubelka.

Über letzteren kam sie 1964 zum neu gegründeten Filmmuseum, für das sie bis 1984 mehr als 100 Plakate für die Retrospektiven des Filmmuseum schuf. Das unverwechselbare Wahrzeichen des Filmmuseums, das Phantasiewesen Zyphius, fand sie bei der Recherche in einer Abhandlung über Fabelwesen aus dem Jahre 1558.

Mit ihren Entwürfen trug sie maßgeblich dazu bei, das Filmmuseum in Wien und in aller Welt bekannt zu machen. Ihr Design vollzog den Anspruch unseres Hauses auf künstlerisch anspruchsvolle Ausstellungsarbeit auch im Medium Plakat nach. Gertie Fröhlichs Plakate wurden auch international mehrfach preisgekrönt, in London, New York, Hollywood und Paris. 1975 und 1978 stellte das British Film Institute im Londoner National Film Theatre über 40 der schönsten Originalplakate aus, die sie im Laufe der vergangenen Jahre für das Filmmuseum entworfen hatte, und Gertie Fröhlichs Entwürfe belegten über mehrere Jahre hinweg bei den US-amerikanischen "The Hollywood Reporter's Annual Key Art Awards" die ersten Plätze. Im Jahr 1982 verlieh ihr die Stadt Wien den "Preis der Stadt Wien für angewandte Kunst", und 2005 erschien anlässlich einer Ausstellung ihrer Plakate für das Österreichische Filmmuseum 1964–1984 in der Galerie Ulysses eine Katalogpublikation zu der John Sailer und Peter Huemer Texte beisteuerten.

Ihre Malerei stellte Gertie Fröhlich unter anderem in der Galerie Schaumberger, Galerie am Ruprechtsplatz, in der Galerie Peter Pakesch und in der Galerie Schwarz auf Weiss, Berlin-Kreuzberg aus. Ihre lebenslange künstlerische Neugierde führte zu Arbeitsaufenthalten in New York und in Ägypten und zur Beschäftigung mit allen möglichen Formen künstlerischer Arbeit, von Malerei über Typografie bis zur Lebkuchengestaltung.

Bis zu ihrem Ableben stand Gertie Fröhlich über ihre Tochter, die Filmemacherin Marieli Fröhlich in Kontakt mit dem Filmmuseum, wo die Originalentwürfe der meisten ihrer Plakate für das Filmmuseum aufbewahrt und konservatorisch betreut werden. Wir sind stolz, damit unseren Beitrag zur Erinnerung an eine herausragende Akteurin der Wiener Kunst- und Kulturgeschichte des 20.Jahrhunderts leisten zu können. Frauen wie Gertie Fröhlich stehen nicht "hinter" den "großen Männern": ihr Werk steht für sich.