Direktøren for det hele / The Boss of It All, 2006, Lars von Trier

Premiere:

"Direktøren for det hele (The Boss of It All)" von Lars von Trier

17. Dezember 2009
 

Seit seiner internationalen Kanonisierung mit Breaking the Waves (1996) und dem von ihm verantworteten „Dogma 95“-Manifest scheint es so, als würde Lars von Trier immer weniger als Filmemacher mit einer spezifischen Werkfolge wahrgenommen werden. Seine Rolle als „Provokateur“, sein Potential für Kultur-Kontroversen und sein heikles Verhältnis zur Öffentlichkeit haben dank der globalen Medien-Adabeis heute viel größeres Gewicht als seine Filme selbst. Dabei kann es geschehen, dass eine für mediale Skandalisierung ungeeignete Arbeit wie The Boss of It All (2006) gar nicht mehr ins Kino kommt – zumindest in Österreich.
 
Der Film, gedreht in der eigentümlichen „Automavision“-Technik, die bestimmte ästhe-tische Entscheidungen dem Zufall überlässt, ist ein kleines, konzentriertes Projekt: gewissermaßen eine „Diät“, die Lars von Trier zwischen den aufwendigen Banketten von Manderlay und Antichrist eingelegt hat. Zugleich aber ist hier ein Kern seines Kinos pur herausgearbeitet: die erfindungsreiche und insistierende Untersuchung sozialer Gruppen und gesellschaftlicher Konformität anhand von irrwitzigen Rollenspielen. Thema von Direktøren for det hele / The Boss of It All ist das „auf Luft gebaute“ Wirtschaften und Arbeiten im neoliberalen Zeitalter. Am Beispiel einer mittelständischen IT-Firma in Kopenhagen treibt Lars von Trier mit hohem Sarkasmus die secrets & lies eines Daseins heraus, das durch und durch theaterhaft geworden ist.