Erich Wolfgang Korngold, ca. 1940 © Korngold Family Estate

Erich Wolfgang Korngold
Filmmusik für Warner Bros.

16. bis 30. November 2007

 
Erstmals in seiner Geschichte präsentiert das Filmmuseum eine monografische Schau zum Werk eines Filmkomponisten: Erich Wolfgang Korngolds Arbeit im Hollywood-Exil, von 1935 bis Mitte der 1940er Jahre, bildet eine wesentliche Markierung im Entwicklungsprozess der Filmmusik.
 
Korngold, das musikalische "Wunderkind", war bereits als Schöpfer von Opern und orchestralen Werken etabliert, als er in Hollywood ankam – er war der erste "ernste" Komponist mit internationaler Reputation, der sich auf einen Vertrag mit der amerikanischen Filmindustrie einließ.
 
Gemeinsam mit Kollegen wie Max Steiner, Franz Waxman, Hans Salter oder Miklós Rózsa, die wie er der mitteleuropäischen Musiktradition entstammten und von der Spätromantik geprägt waren, schuf Korngold jenes symphonische Idiom, das als Inbegriff des klassischen "Hollywood Sound" gilt und bis heute rege Verwendung in der Praxis der Filmmusik findet.
 
Im Rahmen eines Sondervertrags mit Warner Bros. konnte sich Korngold (im Gegensatz zu seinen Kollegen) auf ausgewählte Projekte konzentrieren: Korngolds Ruhm verdankt sich einer relativ kleinen Zahl von scores, die er mit unüblicher Komplexität und Detailgenauigkeit ausarbeitete.
 
Nach seinem vielbewunderten Hollywood-Debüt, dem Arrangement der Mendelssohn-Musik für Max Reinhardts Shakespeare-Verfilmung A Midsummer Night’s Dream (1935), konzentrierte sich Korngold vor allem auf Abenteuerfilme und historische Stoffe, die ihm Gelegenheit zu einer opernhaften Durchformung der Musik boten.
 
Seine scores wurden mit der Musik von Richard Strauss und Gustav Mahler verglichen, sein romantisches Thema für den Piratenfilm The Sea Hawk (1940) auf eine Stufe mit Wagners "Liebestod" aus Tristan und Isolde gestellt.
 
Die Schau präsentiert alle großen Korngold-Filme in Hollywood – vom klassischen Piratenfilm Captain Blood (1935) bis zum dunklen Kleinstadtdrama Kings Row (1942), von den gefeierten und Oscar-gekrönten scores für Anthony Adverse (1936) und The Adventures of Robin Hood (1938) bis zu den Literaturverfilmungen The Prince and the Pauper (1937), The Private Lives of Elizabeth and Essex (1939) und The Sea Wolf (1941).
 
Die Bedeutung der Teamarbeit im Studiosystem wird u.a. dadurch ersichtlich, dass bei vielen dieser Filme immer wieder die selben Mitwirkenden vor und hinter der Kamera standen: Schauspieler/innen wie Bette Davis, Olivia de Havilland und Errol Flynn, Kameramänner wie Sol Polito und Tony Gaudio, und immer wieder ein Regisseur – Michael Curtiz, der so wie Korngold über Wien nach Hollywood gekommen war und bei Warner Bros. seine künstlerische Heimat fand.
 
In diesem Sinne zielt die Schau des Filmmuseums neben der Würdigung von Korngolds Schaffen für das Kino auch auf einen allgemeineren Aspekt ab: Filmmusik ist (fast) nie autonom, sondern stets angewandte Musik.
 
Ihr spezieller Charakter zeigt sich zumeist erst im Zusammenspiel mit anderen Ausdrucksebenen – der Bild-, Ton- und Raumgestaltung, der Handlungsführung, der schauspielerischen Dynamik.
 
Es erscheint daher sinnvoll, Filmmusik nicht isoliert, sondern als Teil des kinematografischen Gesamtereignisses wahrzunehmen. Korngolds scores für Warner Bros. dürfen dafür als Musterbeispiele gelten. Pointiert gesagt: Man muss seine Musik sehen, um ihren Reichtum und ihre ganze Emphase hören zu können.
 
Weitere Veranstaltungen zu Korngolds 50. Todestag: Konzertgala "Hollywood In Vienna" am 29.11. im Wiener Konzerthaus (Radio-Symphonieorchester Wien, Dirigent John Mauceri), für Mitglieder des Filmmuseums gilt 10 Prozent Ermäßigung; am 25.11. um 11 Uhr Konzert-Matinee und Round Table mit Korngold-Experten im Haus der Musik (Eintritt frei!); von 28.11.2007 bis 18.5.2008 Ausstellung "Die Korngolds  Klischée, Kritik und Komposition" im Jüdischen Museum Wien.