Große Weite Welt, 1997, Andreas Voigt

Andreas Voigt
Die Leipzig-Reihe

8. und 9. November 2019

Der Dokumentarfilmer Andreas Voigt (*1953) zählt zu den wichtigsten Chronisten der Wiederver­einigung Deutschlands. Seine vielfach ausgezeichnete "Leipzig-Reihe", in der er als Langzeit-Beobachtung Leipziger*innen von 1986–2015 porträtiert, ist nun erstmals in Wien zu sehen. Voigt studierte nach dem Abitur in Halle zunächst Physik in Krakau, später Volkswirtschaft in Berlin. Er arbeitete als Dramaturg und Regisseur bei der DEFA-Dokumentarfilm, ab 1991 als freier Filmemacher. Mit Alfred (1986), dem ersten Film der "Leipzig-Reihe", schloss er zugleich sein Regiestudium an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam-Babelsberg ab. Die darauffolgenden Arbeiten zeigen eine Stadt im Umbruch. Wir begegnen den Menschen auf der Straße, am Arbeitsplatz und im Privatleben, einigen von ihnen wiederholt über die Jahre hinweg. Leipzigs Proteste im Herbst 1989 bilden Ausgangs- und Angelpunkt sämtlicher Filme.
 
Voigt befragt die Protagonist*innen über ihre Hoffnungen und Wünsche, zeigt die Auswirkungen der politischen Veränderungen auf ihr Leben und ergründet, was hier kollektiv und individuell passiert ist. In Form und Inhalt sind die "Leipzig-Filme" ein höchst erfreuliches Gegenprogramm zu diversen, durch das deutsche Feuilleton geisternden Reportagen, die Ostdeutschland so vereinfacht wie möglich zu erklären versuchen. Voigt zeigt stattdessen das Leben im alten und im neuen Deutschland, montiert vergangene Einschätzungen mit Aufnahmen aus der Gegenwart. Sein behutsamer Fragestil erlaubt es den Protagonist*innen zu reflektieren und lässt erahnen, welche Ambivalenzen entstehen, wenn ein neues politisches System auftaucht – und ein anderes verschwindet. (Susanne Jäger)
 
Courtesy of Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen & Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf
 
Andreas Voigt wird bei allen Programmen anwesend sein und nach den Filmen für Publikumsgespräche zur Verfügung stehen.
Zusätzliche Materialien