Billy Wilder
26. November 2021 bis 12. Jänner 2022
"Nobody's perfect!", lautet die gefeierte Schlusspointe seines Komödien-Welterfolgs Some Like It Hot (1959) mit Marilyn Monroe, aber der Weg zum Hollywood-Ruhm führte für Billy Wilder (1906–2002) über Perfektionismus. Der als Samuel Wilder in Österreich-Ungarn geborene jüdische Autor-Regisseur floh vor den Nazis 1934 in die USA und eignete sich sofort die Sprache des neuen Landes an, mit Gespür für Redewendungen des Alltags, die er auf der Leinwand zu besonderen Pointen formte – unzählige Oscar-Nominierungen sind der Beweis.
Nachdem ihm der schreiberische Erfolg den Weg in den Regiestuhl geebnet hatte, arbeitete Wilder als Regisseur an der Perfektionierung eines "unsichtbaren" Inszenierungstils, um das Geschriebene ("80% des Films" laut Wilders Credo) ideal auf die Leinwand zu bringen. Mit außergewöhnlichem Gespür für Rhythmus und flüssige Konstruktion wurde der Emigrant Wilder so zu einem Traumfabrik-Klassiker, der seinen satirischen europäischen Blick mühelos mit den Anforderungen des US-Unterhaltungskinos verband. Seine drei wichtigsten Regeln fürs Filmemachen war die Verdreifachung eines Satzes: "Du sollst nicht langweilen."
Dass Wilder dabei vor allem auch als Kritiker des American Way of Life reüssieren konnte, lag nicht zuletzt daran, dass er Amerika abgrundtief liebte: Im Gegensatz zu vielen anderen Exilanten war für ihn die Ankunft in den USA ein Einzug ins gelobte Land. Schon in seinen Berliner Jahren, wo er als Filmautor mit Stoffen wie Menschen am Sonntag (1929) oder Emil und die Detektive (1931) erste Erfolge feierte, hatte er seine Amerikanophilie durch die Wahl des zunächst als Billie geschriebenen Vornamens untermauert, und ging einen Film wie Der Mann, der seinen Mörder sucht (1931) als "amerikanische Groteske" an. Schon 1939 wurde Wilder US-Bürger und wie sein Idol Ernst Lubitsch fand er als Emigrant in Hollywood die optimalen Mittel, um seine oft komische Vision vom Kino umzusetzen.
Doch obwohl man Wilder vorrangig mit seinem komödiantischen Talent assoziiert – seine public persona als amüsanter Raconteur und Schöpfer von zynischen Bonmots trug gewisslich dazu bei –, überzeugte er gleichermaßen im ernsten Fach: Sein kometenhafter Aufstieg als Regisseur in den 1940ern führte über den Noir Double Indemnity (1944) und das Alkoholiker-Drama The Lost Weekend (1945) zu Sunset Boulevard (1950), dem Nonplusultra der tragikomischen Hollywood-Selbstkritik. Die dunklen Seiten seiner Weltsicht und seine Abrechnungen mit gesellschaftlicher Doppelmoral sind dabei aber in seinen Lustspielen oft noch schärfer ausformuliert, sei es der Coca-Cola-Imperialismus im frenetischen Berlin-Gastspiel One, Two Three (1961) oder der desolate Unterton seines Meisterwerks Kiss Me, Stupid (1964), das damals als vulgäre Sexkomödie abgetan wurde.
Dabei ist schon eine Abgeklärtheit zu spüren, die sich in den Höhepunkten von Wilders Spätwerk – The Private Life of Sherlock Holmes (1970) oder Fedora (1978), einem bitteren Nachwort zu Sunset Boulevard – fortschreibt. Seine letzten Filme handelten buchstäblich von der verlorenen Zeit: Auch wenn Wilder dabei selten an seine großen Publikumserfolge anschließen konnte, zeigte er als Künstler jene Reife, die ihm seine Kritiker manchmal abgesprochen hatten. Unsere Auswahl aus seinem Werk versucht, alle Epochen dieses Entwicklungsprozesses abzubilden. (Christoph Huber)
"Nobody's perfect!", lautet die gefeierte Schlusspointe seines Komödien-Welterfolgs Some Like It Hot (1959) mit Marilyn Monroe, aber der Weg zum Hollywood-Ruhm führte für Billy Wilder (1906–2002) über Perfektionismus. Der als Samuel Wilder in Österreich-Ungarn geborene jüdische Autor-Regisseur floh vor den Nazis 1934 in die USA und eignete sich sofort die Sprache des neuen Landes an, mit Gespür für Redewendungen des Alltags, die er auf der Leinwand zu besonderen Pointen formte – unzählige Oscar-Nominierungen sind der Beweis.
Nachdem ihm der schreiberische Erfolg den Weg in den Regiestuhl geebnet hatte, arbeitete Wilder als Regisseur an der Perfektionierung eines "unsichtbaren" Inszenierungstils, um das Geschriebene ("80% des Films" laut Wilders Credo) ideal auf die Leinwand zu bringen. Mit außergewöhnlichem Gespür für Rhythmus und flüssige Konstruktion wurde der Emigrant Wilder so zu einem Traumfabrik-Klassiker, der seinen satirischen europäischen Blick mühelos mit den Anforderungen des US-Unterhaltungskinos verband. Seine drei wichtigsten Regeln fürs Filmemachen war die Verdreifachung eines Satzes: "Du sollst nicht langweilen."
Dass Wilder dabei vor allem auch als Kritiker des American Way of Life reüssieren konnte, lag nicht zuletzt daran, dass er Amerika abgrundtief liebte: Im Gegensatz zu vielen anderen Exilanten war für ihn die Ankunft in den USA ein Einzug ins gelobte Land. Schon in seinen Berliner Jahren, wo er als Filmautor mit Stoffen wie Menschen am Sonntag (1929) oder Emil und die Detektive (1931) erste Erfolge feierte, hatte er seine Amerikanophilie durch die Wahl des zunächst als Billie geschriebenen Vornamens untermauert, und ging einen Film wie Der Mann, der seinen Mörder sucht (1931) als "amerikanische Groteske" an. Schon 1939 wurde Wilder US-Bürger und wie sein Idol Ernst Lubitsch fand er als Emigrant in Hollywood die optimalen Mittel, um seine oft komische Vision vom Kino umzusetzen.
Doch obwohl man Wilder vorrangig mit seinem komödiantischen Talent assoziiert – seine public persona als amüsanter Raconteur und Schöpfer von zynischen Bonmots trug gewisslich dazu bei –, überzeugte er gleichermaßen im ernsten Fach: Sein kometenhafter Aufstieg als Regisseur in den 1940ern führte über den Noir Double Indemnity (1944) und das Alkoholiker-Drama The Lost Weekend (1945) zu Sunset Boulevard (1950), dem Nonplusultra der tragikomischen Hollywood-Selbstkritik. Die dunklen Seiten seiner Weltsicht und seine Abrechnungen mit gesellschaftlicher Doppelmoral sind dabei aber in seinen Lustspielen oft noch schärfer ausformuliert, sei es der Coca-Cola-Imperialismus im frenetischen Berlin-Gastspiel One, Two Three (1961) oder der desolate Unterton seines Meisterwerks Kiss Me, Stupid (1964), das damals als vulgäre Sexkomödie abgetan wurde.
Dabei ist schon eine Abgeklärtheit zu spüren, die sich in den Höhepunkten von Wilders Spätwerk – The Private Life of Sherlock Holmes (1970) oder Fedora (1978), einem bitteren Nachwort zu Sunset Boulevard – fortschreibt. Seine letzten Filme handelten buchstäblich von der verlorenen Zeit: Auch wenn Wilder dabei selten an seine großen Publikumserfolge anschließen konnte, zeigte er als Künstler jene Reife, die ihm seine Kritiker manchmal abgesprochen hatten. Unsere Auswahl aus seinem Werk versucht, alle Epochen dieses Entwicklungsprozesses abzubilden. (Christoph Huber)