Filmmuseum ist. Anti-apokalyptisch

Ein Filmtitel, der im ersten Programmheft der neuen Filmmuseum-Saison erscheint, bringt die Sache auf den Punkt, im Großen wie im Kleinen: Von wegen "Schicksal"!
 

Gemeint ist damit, dass unsere Lebensumstände und -verläufe zumeist nicht von naturhaften, unveränderlichen und schon gar nicht von überirdischen Instanzen ausgehen. Stattdessen wirken gesellschaftliche Kräfte und Konstellationen: solche, die gern den Anschein des naturhaft Unveränderlichen erwecken – und jene, die auf das Geschick der Menschen bauen, eben diesen Anschein zu konterkarieren, mittels konkreter Taten, Werke, Gedanken und durch die Bewusstmachung widerstreitender Interessen und möglicher Bündnisse. Das gilt auch für den Umgang mit der apokalyptischen "Grundstimmung", die derzeit den öffentlichen und privaten Diskurs dominiert. Sie wird andauern, solange sich die Beteiligten einer Art Schicksal ausgesetzt sehen und ständig Bilder aus der Natur bemühen: Flut, Lawine, Kontinentalverschiebung.
 
Im Kleinen, z.B. bei der Frage nach dem Weiterleben von Film, ist es nicht viel anders: Entweder man fügt sich der Ideologie, dass die "digitale Lawine" als „Schicksal“ des Mediums Film auch das Ende seiner Überlieferung als analoges Projektionsereignis bedeutet – oder man setzt Schritte und initiiert Bündnisse, die rationaleren und kulturhistorisch besser begründeten Zielen dienen. Dass sich die Republik Österreich in ihrer Kulturerbe-Politik dezidiert der Überlieferung des analogen Films verschrieben hat und zu diesem Zweck ein Film Conservation Center einzurichten plant, ist – als Zwischenstand – durchaus geeignet, apokalyptische Gefühle gar nicht erst aufkommen zu lassen.
 
Alexander Horwath

 
Dank Für ihre Hilfe bei der Realisierung des September/Oktober-Programms danken wir:
Wolfgang Bihlmeir, Bernd Brehmer (Werkstattkino); Mathias Bollinger, André Mieles (Deutsches Filminstitut – DIF); Konrad Boneberg (Concorde Filmverleih); Hannes Brühwiler; Émilie Cauquy (La Cinémathèque française); Dennis Doros (Milestone Film & Video); Lukas Foerster; Roger Fritz; Marran Gosov; Dominik Graf; Anke Hahn, Diana Kluge (Deutsche Kinemathek); Marco Henn (Atlas Film); Konrad Hirsch (Schamoni Film & Medien); Christine Houard, Anne-Catherine Louvet (Institut français, Paris); Elfriede Irrall; Ross Lipman; Bernhard Marsch; Laurence Millereux (Forum des images); Peter Nestler; Helga Reidemeister; André Schäublin, Carina Carballo (Cinémathèque suisse); Jörg Schiffauer, Andreas & Jie Ungerböck (ray Filmmagazin); Franziska Schonger (Schongerfilm); May Spils; Stefanie Stejskal (Polyfilm); Rudolf Thome; Klaus Volkmer, Stephanie Hausmann (Filmmuseum München); Max Zihlmann
 

Filmtexte Alejandro Bachmann, Hannes Brühwiler, Lukas Foerster, Rui Hortênsio da Silva e Costa, Christoph Huber, Olaf Möller, Harry Tomicek