Depot

Technische Universität Wien

2017 übernahm das Österreichische Filmmuseum den äußerst diversen Filmbestand der Technischen Universität Wien als Depot. Seit 1976 an der TU Wien ein Archiv eingerichtet wurde, sind immer wieder auch Filmbestände dort gelagert worden. Vor allem das Institut für künstlerische Gestaltung, das Institut für Gebäudelehre, das Institut für chemische Technologien und Analytik, das Institut für Verbrennungskraftmaschinen und Kraftfahrwesen und das Institut für Grundlagen und Theorie der Elektrotechnik gaben Filme in Auftrag, kauften Filme an und gaben diese an das Archiv ab, wenn sie für Lehre und Forschung nicht mehr benötigt wurden.

Es wurden vor allem Filme eingekauft, die einen bestimmten Fachbereich oder eine Fragestellung in der Lehre abdeckten. Wie beispielsweise Filme, die von Shell produziert wurden: Mille Miglia. Ein Shell Film (1953), Le Mans. Ein Shell Film (1952), Die holländische Tourist Trophy (1954), Die heroischen Tage aus der Geschichte das Automobilrennsports Teil 1. Ein Shell Film (1972), Belgian Grand Prix. A Shell Film (1955), 21st Monte Carlo Rallye. Ein Shell Film (1951). Es wurden Motorradrennen aus den Jahren 1951 bis 1955 dokumentiert.

Ebenfalls von Interesse waren offensichtlich auch Verbrennungsmotoren in Booten, wie zwei Filme von Mercury Outdoor Motors finanziert zeigen: The River beyond (1951) und Green Blazes (ca. 1954) zeigen beide narrativ verpackt Motorbootrennen.

Im Zusammenhang mit dem Interesse für Motorkraft steht auch die militärische Kampfkraft: Aus dem Jahr 1945 findet sich der Film Life-Line of a Nation, in dem die Eisenbahn als wichtigstes und effizientestes Transportmittel für militärische Zwecke im Zweiten Weltkrieg in den USA angepriesen wird. Es finden sich außerdem technische Lehrfilme zur Schießausbildung aus den 1940er Jahren und die Darstellungen wichtiger Fährhäfen in England für strategisch militärische Planungen, beides aus der Lehrfilmverleihstelle im Wehrkreis XVII im Wien des Nationalsozialismus.

Es finden sich aber auch klassische Lehrfilme in dem Bestand, wie zwei Produktionen, die von der International Nickel Company gefördert wurden, und den Prozess von Korrosion sowie die Minen der Nickel Company in Kanada thematisieren. Von deren deutscher Niederlassung wurde Austenitische Gusseisenwerkstoffe (1966) produziert. Weitere Themen sind Pupinspulen, die Löschung des Wechselstromlichtbogens, die Erbauung des Wasserbehälters in Neusiedl am Steinfeld und die Herstellung schwimmender Estriche.

Eine der aufwändigsten Eigenproduktionen entstand zusammen mit der MA 18 (Stadtentwicklung und Stadtplanung) und dem Österreichischen Zentrum für Architekturforschung unter der Leitung von Karl Schwanzer, der Arbeitsfilm zum städtebaulichen und baukünstlerischen Gutachten von 1970. Es werden Projekte zum Gemeindebau in Wien wie die sogenannte Entwicklungsachse Meidling-Siebenhirten, Alt-Erlaa, Wiener Flur, am Schöpfwerk Süd und Lindenhof mit Gemeindebauten in London und Berlin verglichen. Zudem finden sich noch weitere angefangene Filmprojekte, die unter der Institutsleitung von Karl Schwanzer entstanden sind, wie beispielsweise Aufnahmen zu seinem Bauprojekt "BMW-Vierzylinder" in München, zum WiFi in St. Pölten, dem Haus Schwanzer in Wien und dem Siemensgebäude in Wien.

Unter der Institutsleitung von Roland Goeschl am Institut für künstlerische Gestaltung findet sich ein Film, der während einer Exkursion nach Venedig im Jahr 1984 entstanden ist, um Farbe am Bau zu studieren. In einem Lehrfilm von 1987 wird die architektonische Darstellung von Gebäuden in Aquarelltechnik anhand von Bauten wie dem Palmenhaus, dem Otto-Wagner-Haus, Schloss Schönbrunn oder der Augustinerkirche in Wien erklärt. Beide Filme entstanden unter der Regie von Wilhelm Gaube.

Text: Vanessa Scharrer