Depot

Julius Meinl

2018 erhielt das Filmmuseum von Thomas Meinl ein Depot mit Filmen, die im Firmenarchiv von Julius Meinl aufbewahrt wurden. Mit nur 15 Titeln stellt diese Sammlung einen interessanten Querschnitt von Werbefilmen, Familienfilmen und Filmen zur Firmengeschichte dar.

Die Kinowerbespots für Julius Meinl-Produkte reichen von Kurzfilmen aus den frühen 1920er Jahren, die für Tee und Kaffee werben, bis hin zu einem Werbefilm für Konserven aus den frühen 1960er Jahren. Sie zeigen eine vielfältige und kreative Herangehensweise an die Werbung: In Drei Göttergaben (Anfang 1920er Jahre) werden Kaffee, Tee und Kakao durch eine märchenhafte Geschichte über die Herkunft dieser Produkte beworben. Die in kroatischer Sprache hergestellte Werbung Meinlova kava (1932) zeigt den technologischen Fortschritt seit der Gründung von Julius Meinl 1862. Die Botschaft lautet: Trotz all dieser Veränderungen ist die Qualität des Meinl-Kaffees immer die gleiche geblieben. Wien und seine Spezialitäten (ca. 1924) nimmt den Julius-Meinl-Laden am Opernring als Ausgangspunkt, wo den Kund*innen Kaffee, Süßigkeiten und Kekse präsentiert werden, unterschnitten mit Fragmenten des Herstellungsprozesses jedes dieser Produkte. Das hohe C (1934) ist ein längerer und ambitionierter Werbefilm für Meinl Macaroni unter der Regie von Robert Reich mit Hans Moser in der Hauptrolle des Assistenten eines berühmten italienischen Tenors, der erst nach einem anständigen Essen (Meinl Macaroni) bereit ist zu singen. "Mit einem Krügerl Bier im Magen, kann man das tiefe F wagen, mit Macaroni im Magen, kann das hohe C dich wagen."

Zum Depot gehören auch Filme zur Geschichte des Unternehmens, wie z.B. Keks- und Teigwaren Fabrikation (1926–1927), ein traditionell strukturierter Industriefilm, der die Herstellung von Teigwaren und Kekse zeigt, beginnend mit dem Kneten des Teigs und endend mit einem Kind, das in Nahaufnahme den fertigen Keks isst. Oder Blumenkorso (1948), die Dokumentation eines Blumenkorsos im Prater, inklusive des Gewinns eines ersten Preises für den Beitrag von Julius Meinl.

Einer der interessantesten Familienfilme innerhalb dieser Sammlung ist Sonntag der 30. Jänner 1949 – Mein Abend im Konzerthaus, eine 8mm-Dokumentation eines großen Familienfestes im Wiener Konzerthaus mit Musik- und Theateraufführungen berühmter Schauspieler*innen und Musiker*innen.

Diese Sammlung fordert dazu auf, aus verschiedenen Blickwinkeln gesehen und hinterfragt zu werden: aus der Perspektive der Werbegeschichte oder wie ein Unternehmen im Laufe der Jahre sich dokumentieren lässt, aber auch aus einer postkolonialen Perspektive – insbesondere in der Beobachtung, wie die Fremdartigkeit und Exotik der Produkte betont und dargestellt wird.

Die gesamte Sammlung wurde in Zusammenarbeit mit Thomas Meinl digital konserviert. 35mm-Nitratfilme wurden im Magyar Filmlabor in Budapest in 4K gescannt. Die 16mm- und 8mm-Filme wurden vom Österreichischen Filmmuseum gescannt.

Text: Janneke van Dalen