Etnocidio: Notas sobre el mezquital (Völkermord), 1977, Paul Leduc

Films You Cannot See Elsewhere

Amos-Vogel-Atlas 17
Revolutionäres Kino aus Mexiko

20. März und 1. Mai 2024

Im September 2021 präsentierte das Filmmuseum anlässlich eines Europa-Besuchs von Vertreter*innen der Zapatistischen Armee zur Nationalen Befreiung (EZLN) aus Mexiko ein Kapitel des Vogel-Atlas unter dem Motto Viva Zapatista! Dabei sollte auch Paul Leducs selten gezeigte Dokumetation Etnocidio: Notas sobre el mezquital (Völkermord, 1977) laufen, doch die bestellte Filmkopie traf nie ein – und ist bis heute verschollen geblieben. Durch die Hilfe des Instituto Mexicano de Cinematografía ist es dem Filmmuseum gelungen, digitalen Ersatz zu beschaffen, und wir können die Aufführung dieses außerordentlichen soziologischen Essayfilms über die systematische Zerstörung der indigenen Bevölkerung nachholen.
 
Im Geiste Amos Vogels zeigen wir dazu zwei mittellange mexikanische Meisterstücke, die eine Dekade zuvor entstanden sind und von denen Verbindungslinien zu Etnocidio führen. La fórmula secreta (Die Geheimformel, 1966) von Rubén Gámez wird in Vogels Buch Film as a Subversive Art (ebenso wie Leduc) im Kapitel "Linkes und revolutionäres Kino: Die dritte Welt" hervorgehoben: Dieser surrealistische Essay wider die Unterwürfigkeit wurde durch seine experimentelle Erfindungskraft zum Wendepunkt im mexikanischen Kino. Kombiniert wird er mit einem satirischen Hauptwerk des gebürtigen Spaniers Luis Buñuel, der in Mexiko viele seiner besten Filme schuf und zu Vogels Favoriten zählte. Simón del desierto (Simon in der Wüste, 1965) wird von Vogel im Kapitel "Angriff auf Gott" gewürdigt: Es ist nicht nur eine von Buñuels pointiertesten Auseinandersetzungen mit der Religion, sondern ein Musterbeispiel für die beiläufige Form von Surrealismus, die der Filmemacher perfektionierte. Nur bei ihm ist sogar noch die Höllenfahrt heiter. (Christoph Huber)
 
Der gebürtige Wiener Jude Amos Vogel (1921–2012) wurde nach der Emigration in die USA eine der wichtigsten Figuren der internationalen Filmkultur. Die Reihe Amos-Vogel-Atlas widmet sich der Weiterführung seines widerständigen Erbes parallel zur Beforschung seines Nachlasses im Filmmuseum mit Schwerpunkt auf Raritäten aus der Sammlung.
Zusätzliche Materialien
Innerhalb der Schau sind die Filme in der Reihenfolge ihrer Programmierung angeordnet.
Filmdauer: 131 min
Mi, 20.03.2024 20:30
Einführung Christoph Huber
Mi, 01.05.2024 20:30